Oldtimer, Youngtimer, Supercars: Was macht ein Sammlerfahrzeug aus?
Oldtimer und Youngtimer sind in der Regel kostenintensiver als Neuwagen und dennoch heiß begehrt. Aber was genau macht ältere gebrauchte Fahrzeuge so interessant? Ist es der gute Erhaltungszustand? Oder muss es eine bestimmte Marke, ein bestimmtes Modell sein?
Ob es sich bei einem Fahrzeug um ein Sammlerfahrzeug handelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Natürlich würde wohl niemand einen Golf 4 1.4 TDI mit durchgerostetem Bodenblech, Rissen im Sitzpolster und 200.000 Kilometern Laufleistung als Sammlerfahrzeug bezeichnen. Aber was wäre, wenn es ein Golf 4 R32 im gepflegten Originalzustand ist? Wenn er erst 50.000 Kilometer gefahren ist? Dann handelt es sich in der Tat um ein interessantes Sammlerfahrzeug!
Andererseits kann ein Porsche 356 Speedster in schlechtem Zustand auch ein Sammlerfahrzeug sein. Denn dieser Wagen ist historisch und sehr selten – was ihn wiederum interessant macht. Es liegt aber nicht nur am Alter alleine, denn ein Porsche 991 GT3 Touring von 2018 ist ebenfalls ein sammelnswertes Fahrzeug. Verwirrend? Wir erklären, wann ein Gebrauchtwagen ein Oldtimer ist, was den Youngtimer ausmacht und warum Supercars tolle Fahrzeuge sind!
Klasse statt Masse – Mainstream kann jeder!
Es sind also weder das Alter noch der Zustand oder der Kilometerstand allein Faktoren, die aus einem Gebrauchtwagen ein Fahrzeug mit Sammlerwert machen. Das kennen wir von Neufahrzeugen: Auch da gibt es das eine oder andere sammelnswerte Modell. Bei einem fabrikneuen KFZ spielen Zustand und Alter wohl weniger eine Rolle. Ob es sich bei einem Modell um ein besonders begehrtes Gefährt handelt, liegt an etwas anderem. Wir würden es als natürlichen Marktmechanismus bezeichnen: Je seltener ein Modell, desto höher sein Wert. Wie viele Hypercars siehst Du im Alltag auf deutschen Straßen? Richtig – sehr wenige. Dementsprechend groß ist das Staunen, begegnet man einem solchen Fahrzeug im Alltag. Das gilt für hochwertige Sportwagen oder Luxusfahrzeuge ebenso.
Die Exklusivität kann bei diesen Fahrzeugen vom Hersteller künstlich erzeugt sein, indem die Auflage des Modells schlicht niedrig gehalten wird. So zum Beispiel beim auf 991 Exemplare limitierten Porsche 911R der Baureihe 991. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, die Exklusivität herstellerseitig zu steuern, beispielsweise eine besondere Ausstattung oder eine seltene Farbgebung. Viele Hersteller, wie beispielsweise Porsche, BMW und Mercedes, kommen dem mit ihren Exklusiv- und Individual-Abteilungen entgegen, die Kunden nahezu jeden Wunsch erfüllen.
Exklusivität als ausschlaggebender Faktor
Wir halten also fest: Ein Fahrzeug ist dann für Sammler interessant, wenn es sich auf die eine oder andere Weise von der Masse abhebt. Das kann am Alter des Fahrzeugs liegen (Wie viele Fahrzeuge aus einer 80 Jahre alten Baureihe sind heute wohl noch erhalten?), kann aber auch für ein ohnehin nur in geringer Stückzahl produziertes Modell oder Fahrzeuge mit sehr seltenen Sonderausstattungen gelten. Besonders hohe Preise von Seiten des Herstellers sind ebenfalls ein (natürliches) Kriterium für Exklusivität. Eine definitiv nicht erschöpfende Liste an wohlbekannten Sammlerfahrzeugen könnte beispielsweise folgende Traumwagen beinhalten:
- Der BMW 507, ein zweisitziger Roadster, der von 1956 bis 1959 nur 252 Mal produziert wurde, begeistert mit seinem legendären Design.
- Der Porsche GT2 RS steht für die Spitze dessen, was fahrdynamisch mit Straßenzulassung möglich ist.
- Die Alvis Silver Eagle aus den 1930er Jahren vertreten eine längst vergangene Ära des britischen Automobilbaus und sind heute nur selten zum Kauf angeboten. Alvis baut übrigens wieder Fahrzeuge – ganz nach altem Vorbild.
- Der Nissan R34 GTR ist als ikonisches japanisches Sportcoupé bekannt und spätestens seit der „Fast & Furious“-Filmreihe sehr begehrt.
- Der Renault Clio V6 zeigt was passiert, wenn ein großer Autobauer seinen Designern und Konstrukteuren freien Lauf lässt. Das Ergebnis – eine Kleinwagen mit V6 Motor auf der Rückbank.
Nur ein Haufen Altmetall? – Von wegen, ein echtes Liebhaberstück!
Die Geschichte ist schnell erzählt: Am 23. Januar 2010 bot ein Niederländer stolze 260.500 Euro für einen Bugatti Brescia Typ 22, der die längste Zeit seit seiner Entstehung im Jahr 1925 vermutlich auf dem Grund des Lago Maggiore verbracht hatte. Zumindest wurde das Fahrzeug aus eben diesem See geborgen und sah auch genauso aus. Der Bugatti wird wahrscheinlich nie wieder fahren, denn nur 20 Prozent der Teile sind überhaupt restaurierbar – ein Fall für das Museum also. Das Auto war einst im Besitz eines Schweizer Architekten, der den Einfuhrzoll nicht zahlen wollte und das Fahrzeug kurzerhand im See versenkte. Das muss vor oder um das Jahr 1936 passiert sein, denn da verließ der Architekt Ascona und zog weg. Und wir sehen: Manchmal macht eine gute Geschichte zusammen mit dem Alter das Fahrzeug noch wertvoller.
Besondere Technik als Pluspunkt
Manchmal statten Hersteller oder Veredler die Wagen einer Serie mit besonderer Technik aus. Beim Mercedes 280 SL „Pagode“ war das 5-Gang-Getriebe von ZF zum Beispiel eine nur 161 Mal verbaute Zusatzausstattung. Veredler Oettinger pflanzte dem VW Bus der Generation T3 (1979 – 1992) Wasserboxermotoren mit bis zu 3,7l Hubraum und 180 PS ein. Für das jeweilige Fahrzeug war und ist die Ausstattung für die Fahrzeugklasse, das Baujahr, den Fahrzeugtyp absolut ungewöhnlich. Und deshalb sind diese Fahrzeuge unter Sammlern und Liebhaberinnen besonders begehrt.
Sondermodelle und Exemplare, bei denen der Erstbesitzer sehr großzügig Häkchen bei der Liste an Zusatzausstattung setze, sind nochmal eine Klasse für sich. Youngtimer wie Oldtimer können durchaus genau deshalb zum besonderen Sammlerfahrzeug werden. So ist beispielsweise der VW Käfer 1303 S GSR („Geld-Schwarzer Renner“) von 1973 einer der rarsten und begehrtesten Vertreter des lange Zeit meistgebauten Autos und erzielt dementsprechend hohe Preise. Wenn auch deutlich seltener gebaut als der VW Käfer, so ist der für seine Langlebigkeit bekannte Mercedes 560 SEL (1985 – 1992) sicherlich auch kein seltener Klassiker. Exemplare mit Vollausstattung, inklusive Bordcomputer, Sitzheizung rundum sowie beispielsweise Standartenhaltern, heben sich jedoch von der Masse der produzierten Fahrzeuge ab und sind dementsprechend begehrt – vorausgesetzt der Zustand stimmt.
In der Kunst wie in der Fahrzeugtechnik: eine Frage der Provenienz!
Die Provenienz bezeichnet in der Kunst(-geschichte) die Story hinter einem Kunstwerk. Dazu gehört nicht nur, wer es geschaffen hat und warum es so geschaffen wurde, wie es sich nun einmal darstellt. Auch der ganz persönliche „Lebenslauf“ des Kunstwerks spielt eine Rolle: Wer hat es wann zu welchem Preis ge- oder verkauft? Gibt es prominente Vorbesitzer oder -besitzerinnen? Wo war es ausgestellt? Eine belegbare Historie ist immer wertsteigernd – egal ob bei Kunstwerken oder Automobilen. In Extremfällen kann die Historie sogar Millionen wert sein. So z.B. beim Ford Mustang GT, den Hollywood-Legende Steve McQueen 1968 im Blockbuster „Bullit“ bewegte. Der Wagen erzählt eine Geschichte, lässt die Herzen der Fans höher schlagen – und im Falle des Mustangs den Preis auf 3,74 Millionen US-Dollar schnellen. Natürlich ist das ein extremes Beispiel. Es geht auch einfacher.
Hat ein Oldtimer oder ein Youngtimer schon ein paar Dekaden und Kilometer hinter sich gebracht, weiß man oft nicht mehr so genau, wem das Fahrzeug wann gehört hat und wie pfleglich die Vorbesitzer mit ihm umgegangen sind. In welchem Zustand auch immer das Fahrzeug ist – eine komplette Dokumentation inklusive der Vorbesitzer und Wartungs- und Reparaturhistorie ist viel wert!.
Wagen mit Persönlichkeit!
Am Ende sind es natürlich auch persönliche Präferenzen und die eigene Geschichte, die ein Fahrzeug besonders begehrenswert erscheinen lassen. Erinnerst Du dich an den Wagen, mit dem Du zu deinem ersten Date gefahren bist? Weißt Du noch, wie nervös Du in den Rückspiegel geschaut und deine Frisur überprüft hast? Für dich hat dieses Modell eine besondere Geschichte und damit auch einen besonderen emotionalen Wert. Wer in den 1980er Jahren von Papa mit dem silbernen Golf 1 GL jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit zwei Blocks vor der Schule abgesetzt wurde, wird dieses Fahrzeug sein Leben lang nicht vergessen. Vielleicht gibt es so einen alten, kleinen, silbernen Golf noch in gepflegtem Zustand?
Hinter jedem Oldtimer, hinter jedem Youngtimer und sogar hinter Supercars und alten Alltagswagen steht jeweils eine Geschichte. Und oft genug wird ein Fahrzeug gerade wegen dieser Geschichte zu einem Sammlerfahrzeug. Der Wert eines solchen Wagens lässt sich also nicht immer rational begründen, sondern ist oft auch subjektiv.
Vorsicht: Fälschung!
Da sich mit Sammlerfahrzeugen gute Geschäfte machen lassen, wird natürlich auch gerne mal ein Modell gefälscht. Das trifft besonders begehrte Modelle selbstverständlich öfter als andere. Manche Fälle schaffen es in die Presse, andere bleiben verborgen.
Im Sommer 2019 schaffte es ein deutscher Betrügerring in die Medien, der sich mit Kopien bzw. Reproduktionen von historischen Porsches eine goldene Nase und im Anschluss zweifelhaften Ruhm verdiente. Die Fake Cars wurden von korrupten Gutachtern durchgewunken, am Ende ging es um sagenhafte Summen im sehr hohen Millionen-Bereich.
Je begehrter das Modell und je höher dessen Preis, desto misstrauischer solltest Du dem Fahrzeug gegenüber sein. Verlangst Du immer unabhängige Gutachten, bestehst Du auf Zertifikate – beispielsweise einem von Classic Data (bietet extra Originalitätsprüfung an), Ferrari Classiche oder dem BMW-Classic-Zertifikat. Auf unserer Plattform prüfen wir alle Käufer und Verkäuferinnen sorgfältig und bevorzugen Fahrzeuge, für die entsprechende Zertifikate und Gutachten vorliegen. Denn wir versuchen selbstverständlich, Fälschungen weitestgehend auszuschließen, bevor wir ein Fahrzeug in den Verkauf aufnehmen.
Kommentare